5 Tipps, wie man sich Lesen (wieder) zur Gewohnheit machen kann & Buchempfehlungen

Lesen zur Gewohnheit machen

Sommerzeit war Lesezeit. Schon lange nicht mehr las ich so viele Bücher wie in den letzten zwei Monaten. Und das nicht, weil ich sonst nichts zu tun gehabt hätte, sondern, weil ich mir Lesen (wieder) zur Gewohnheit (Habit) machte.

Ich las schon immer gerne und viel, und möchte die Stunden und Tage nicht missen, die ich lesend verbrachte und alles aufsog, was mir in Papierform vor die Augen kam. Bücher erschlossen mir neue Welten, ließen mich in die Vergangenheit eintauchen und die Zukunft erkunden, große Gefühle miterleben und fiebernd eine Seite nach der anderen umblättern. Doch mit der Zeit, in den letzten Jahren las ich weniger: Die Arbeit, der Beruf … vielleicht am Abend vor dem Einschlafen müde noch ein paar Seiten umgeblättert. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich freie Zeit eher vor dem Laptop und dem Smartphone verbrachte und sinnlos herumsurfte oder Videos schaute. Zeit für eine Veränderung.

Gut, dass man seine Gewohnheiten ändern kann, dass man sich neue Gewohnheiten antrainieren kann. Hier meine 5 Tipps, wie Sie sich Lesen zur Gewohnheit machen können:

  1. Suchen Sie sich eine gute Zeit und einen geeigneten Ort zum Lesen. Entwickeln Sie eine Routine und knüpfen Sie sie an eine bestehende Routine an, am besten an eine Morgen- oder Abendroutine.
  2. Nehmen Sie sich zu Beginn nicht zu viel vor! Starten Sie klein! Besser 5 Seiten täglich (oder 10 Minuten) lesen, als sich hochmotiviert hohe Ziele zu stecken, die man dann bald wieder aufgibt.
  3. Beginnen Sie mit Büchern, die Ihnen Spaß machen, Sie aufheitern und Sie inspirieren. Das festigt Ihre neue Lesegewohnheit.
  4. Haben Sie immer ein Buch zur Hand, entweder in der Tasche oder elektronisch. Dann können Sie auch kleine Pausen zum Lesen nutzen, während Sie auf etwas warten oder in der U-Bahn sitzen.
  5. Bevor Sie ein Buch beenden, sollten Sie schon immer wissen, welches Sie als nächstes lesen wollen. Halten Sie das neue Buch bereit.

Das geht auch systematisch, am besten mit der Tiny Habits® Methode von Dr. B.J. Fogg, dem Gründer und Leiter des Behavior Design Labs an der Stanford University. Eine kurze Einführung dazu finden Sie in diesem Beitrag.

Aber jetzt zu meinen Buchempfehlungen, in der Reihenfolge, wie ich sie las, nicht unbedingt Neuerscheinungen, denn manche Bücher standen schon seit Jahren auf meiner Leseliste.

Henry James: Die Europäer

Von Henry James wollte ich schon immer mal was lesen. Gut, dass mir da Die Europäer in die Hände fiel. Eine elegante, leichte Komödie über ein verarmtes europäisches Geschwisterpärchen auf Partnersuche bei den reichen Verwandten in den Vereinigten Staaten. Kaum zu fassen, dass das Buch 1878 geschrieben wurde.

Harald Lesch: Wenn nicht jetzt, wann dann? Handeln für eine Welt, in der wir leben wollen.

Ein ungemein wichtiges Buch! Deutschen Fernsehzuschauen ist der Astrophysiker Harald Lesch durch seine Wissenschaftssendungen wohl bekannt. 2018 erschien dieses gemeinsam mit Klaus Kamphausen verfasste Buch, quasi die Fortsetzung des Bestsellers Die Menschheit schafft sich ab. Wie sollen wir mit den Widersprüchen umgehen, die der Kampf gegen Klimawandel und die Energiewende mit sich bringen? Was müssen wir tun, damit unsere Welt eine lebenswerte bleibt? Wie mit den natürlichen Ressourcen umgehen und welche gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen braucht es? Was kann jeder Einzelne tun? Auf alle diese Fragen gibt Harald Lesch Antworten und Hinweise. Ein Buch, das Mut macht.

Bruce Chatwin: Traumpfade (The Songlines)

Jedes Buch braucht seine Zeit. Mit Mitte 20 las ich begeistert Bruce Chatwins “Utz” und den Reiseroman “In Patagonien”. Es wäre nur konsequent gewesen, das 1987 erschienene Buch über die mysteriösen Pfade der Aborigines und das Nomadentum ebenfalls zu lesen. Nach mehreren Versuchen fiel es mir diesen Sommer – 25 Jahre später –wieder in die Hände und zog mich in seinem Bann. Chatwin begleitet Arkady, den Sohn russischer Einwanderer, durch das australische Outback. Die beiden treffen allerhand skurrile Gestalten, die helfen das zentrale Thema des Buches zu beleuchten: die durch Gesang über Generationen hinweg weitergegebene, unsichtbare Landkarte Australiens. Arkady hat sein Leben der Erhaltung der Kultur des australischen Ureinwohnen verschrieben und vermittelt zwischen den Aborigines und den Eisenbahn- und Bergbaugesellschaften, um die mythischen Songlines, die sich kreuz und quer durch den Kontinent ziehen, zu erhalten. Einen großen Teil des letzten Teils des Buches nehmen dann Chatwins Notizen und Gedanken zum Nomandentum ein, die von Reisen zu den Dogon in Mali bis hin zur Begegnung mit Konrad Lorenz handeln. Man mag Chatwin vorwerfen, dass er es mit der Wahrheit nicht immer allzu genau nahm, für mich aber ein erstaunlich zeitgemäßes Buch über das Reisen an sich und über die Absurditäten, die das moderne Leben manchmal mit sich bringt.

Leonardo Sciascia: Der Tag der Eule

Der sizilianische Schriftsteller und Politiker Leonardo Sciascia beleuchtete 1961 mit dem Krimi Der Tag der Eule zum ersten Mal das Phänomen der sizilianischen Mafia. In einem sizilianischen Dorf wird am helllichten Tag mitten am Dorfplatz ein Bauunternehmer erschossen und niemand will was gesehen haben. Der aus dem Norditalien stammende Capitano Bellodi ermittelt mit nicht immer ganz astreinen Methoden in diesem bis in die Regierung nach Rom reichenden Fall. Könnte genauso gut 60 Jahre später spielen. Das Ende wird nicht verraten. Spannend!

Edmund de Waal: Der Hase mit den Bernsteinaugen

Auch dieses Buch stand seit 10 Jahren auf meiner Liste. Von Paris über Odessa und Wien bis nach Tokyo führt uns Edmund de Waal auf der Spurensuche nach seinen Vorfahren, der Familie Ephrussi, einst in Wien und Paris durchaus den Rothschilds ebenbürtig. Anhand einer Sammlung geerbter japanischer Netsuke, kleine geschnitzte Figuren aus Holz und Elfenbein, beleuchtet er ohne Sentimentalität den Aufstieg und die Blütezeit der Familie, die Vertreibung aus Österreich im Jahr 1938 und auch die eigene Reise in die Vergangenheit. Zurecht hochgelobt.

Wendy Wood: Good Habits, Bad Habits (Gute Gewohnheiten, schlechte Gewohnheiten)

Ein Standardwerk über Gewohnheiten. Sollte jeder lesen, der sich für das Thema interessiert. Eine eigene Rezension findest sich in meinem Beitrag über die 4 besten Bücher zu Gewohnheiten.

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